Samstag, 27. Oktober 2012

Chainless Steel

Voller Vorfreude hatte ich in den letzten Tagen getwittert, und seit gestern morgen ist es da: mein Beixo Share. Klar, kein richtiges Lastenrad, wenn man so will, aber nachdem ich den vorderen Gepäckträger montiert hatte, hat sich das Rad für einen kurzen Eintrag hier qualifiziert.

Beixo Share in voller Pracht. Schöne Details: jede vierte Speiche ist rot, dazu rote Akzente am Rahmen.
Meine Fahrräder stehen eigentlich immer draußen. Selbst dann, wenn ich einen Fahrradkeller zur Verfügung habe, bin ich in den meisten Fällen zu faul, das Rad morgens heraus uns insbesondere abends hinein zu wuchten. Hier in der autofreien Siedlung sind die Treppen zu den Fahrradkellern viel zu steil und auf dem Absatz unten ist wenig Platz und die Tür geht nach außen auf. Da haben ein paar Architekten zusammen nicht lange nachgedacht (frei nach Spilker).

Die ganzjährige Witterung und die nahezu tägliche Ausfahrt ist sicher ein Grund, warum ich bei meinen Rädern mit den Ketten immer Probleme hatte. Daher hatte ich irgendwie schon immer von einem Rad mit Wellenantrieb geträumt, und als mein letztes Rad langsam in einen Zustand kam, wo die komplette Instandsetzung den Neupreis überstiegen hätte, begann ich mit der Recherche.

Da es nicht besonders viele Räder mit Antriebswelle gibt, landete ich relativ schnell bei Beixo und von deren Modellen gefiel mir das Share auf Anhieb. Zumal ich diesmal ein klassisches Hollandrad haben wollte, mit bequemer, aufrechter Sitzposition - so, wie die Fahrräder, die man auf Ameland im Urlaub beim Fietsverhuur leiht: unfassbar schwere Räder, so schwer, dass man meinen könnte, sie seien gusseisern, auf denen man jedoch dahin rollt wie auf samtigen Teppichen. Dazu eine klassische Dreigang "Versnelling", ein Gang für Gegenwind, ein Gang für normales Fahren, und ein Gang für bergab.

Leider ließ sich für das Share keine Probefahrt organisieren, und so haderte ich mit mir: sollte ich die Katze im Sack kaufen? Als mein Kettler schließlich mehr und mehr den Geist aufgab und die Strecke zum Büro auch nach erfolgtem Spannen der Kette nur noch mit mehrmaligem Abspringen letzterer zu bewältigen war, sprang ich ins kalte Wasser.

Anderthalb Wochen später kam ein LKW mit einem großen Karton. Kurzer Exkurs ins Speditionswesen: warum zum Teufel hatte der Karton einen großen, schwarzen Fußabdruck auf der Seite? Muss ich davon ausgehen, dass das Personal von DB Schenker ungeniert auf ihrem Stückgut herumtrampelt, selbst wenn es mit "Fragile" gekennzeichnet ist? Offenbar ja.

Da ich nicht davon ausgehe, dass Beixo kaputte Räder verschickt, muss ich annehmen, dass Klingel und Ständer bei eben jener Aktion, bei der auch dieser Fußabdruck entstand, beschädigt worden sind. Tolle Wurst. Mail an den freundlichen Kontakt beim Hersteller ist raus, mal gucken, was daraus wird.

Die Klingel konnte der ebenfalls freundliche Azubi (?) bei 123rad noch gerade biegen, der Ständer bleibt ein Ärgernis. Dennoch bekam ich das Rad fahrtüchtig und darf nach ersten Ausfahrten mit und ohne Anhänger meine Begeisterung kundtun.

Wellenantrieb mit 10 Jahren Garantie FTW.
Es fährt sich genau so, wie ich das erhofft und oben beschrieben hatte. Optisch ist es die Wucht, wie ich finde. Die besondere Speichung (weiß einer, wie die heißt?) und die eingestreuten roten Speichen sowie die roten Akzente auf den Schutzblechen und am Rahmen machen sich richtig gut. Auf der Innenseite der Gabel trägt es zudem vier Flaggen - welche genau habe ich mir nicht gemerkt, aber vermutlich sind es Flaggen von Drittweltländern, die vom Colorbike-Projekt profitieren. Dieses Projekt kauft Schulkindern in der dritten Welt Fahrräder, und beim Share fließen satte 15% des Umsatzes in dieses Projekt. Karma, Baby!

Der hintere Gepäckträger fehlt noch, den hatte ich eigentlich mit bestellt, und dann werdet ihr sicher bald wieder von mir und meinem Share hören und lesen.

Übrigens: Münster zählt seit gestern zwei Urban Arrow. Das andere ist auch weiß, von meinem aber nicht zuletzt durch die neuerdings roten Anschnallgurte zu unterscheiden und gehört Thorsten. Allzeit gute Fahrt!