Mittwoch, 6. September 2017

Urlaub mit dem soci.bike

Es ist Sonntag, der 6. August 2017. Die Sonne scheint über Bakkum, es ist kurz nach 18 Uhr Abends und in Enschede hat gerade Frau Spitse zur 3:2 Führung eingenetzt, weshalb sich auf dem Campingplatz Jubel erhebt, als ich zur Receptie laufe und dort Bill treffe, der ein Bakfiets für uns hat: das elektrisch unterstützte soci.bike.

Das soci.bike in der Bakkumer Abendsonne

Ich werde mich bemühen, nicht den ganzen Artikel über vergleiche zum Urban Wheelz Cargo anzustellen, welches wir im Sommer 2016 in Bakkum ausprobieren konnten, aber da die beiden Räder sich den gleichen Antriebsstrang - bestehend aus Bafang Mittelmotor mit NuVinci N380 inklusive Harmony teilen, drängen sich Vergleiche natürlich auf. Das Urban Wheelz im letzten Jahr war ein Vorserienmodell, dieses Mal hatten wir es mit einem fertigen Produkt zu tun - da wirkte der Antrieb noch runder, als er es zuvor schon tat. Der Bafang Motor zieht mit bis zu 90 Newtonmetern in der Spitze, die Unterstützung lässt sich in fünf Stufen einstellen, aber mehr als Stufe 3 braucht man eigentlich nicht, da geht es schon wuchtig nach vorn.

Der Bafang Max Drive

Dazu ist der Bafang Max Drive sehr leise. Der Bosch Active Line, den wir Zuhause in unserem Urban Arrow haben, ist deutlich lauter, und auch die neueren Bosch Motoren, die mir begegnet sind, unterscheiden sich da kaum.

Auf dem Weg zum Strand

Der Rahmen des soci.bike besteht aus Aluminium, die Box hat allerdings ein Skelett aus Stahl, das die eigentliche Kiste aus Polypropylen - woraus auch Fahrradhelme sind - einfasst. Im Unterschied zum Urban Arrow sind jedoch nicht nur die Seitenwände aus diesem Material, sondern auch die Sitzbank. Das warf die Frage auf, ob sich wohl auch ein Erwachsener auf die Bank setzten könnte - Bill sagte mir später, 150 Kilogramm solle die Bank aushalten. Also ja. Probiert haben wir es trotzdem nicht.

Große Klappe

Von der ersten Sekunde an sehr beliebt bei unseren Jungs war die große Rampe zum Einstieg. Das ist etwas besonderes, und die beiden Stifte lassen sich nur von außen ziehen, die Fahrgäste können die Klappe also nicht ungewollt während der Fahrt öffnen. In manchen Momenten hätten wir uns gewünscht, die Klappe ließe sich einhändig öffnen, besonders, weil wir im Moment einfach in vielen Situationen ein Baby auf dem Arm halten - Nico, unser Jüngster, wurde im Urlaub vier Monate alt. Wir waren mit diesem Wunsch nicht die ersten, entsprechende Ideen liegen bei soci.bike bereits auf dem Schreibtisch.

Radkästen schützen Kinderhände

Ebenfalls sehr gut gefallen haben uns die Radkästen, die verhindern sollen, dass die Kinder in die Speichen der Räder greifen können. Auch optisch machen sie was her - ich finde, sie geben dem Laufrad fast so etwas wie eine Frisur, ein bisschen sehen sie aus, wie die abnehmbaren Haare der Playmobil-Figuren von früher.

It's got the look!

Wo wir gerade dabei sind: auch insgesamt ist das soci.bike sehr hübsch anzusehen. Die für ein Dreirad kompakten Maße von 2,12m Länge und 80cm Breite lassen es geradezu zierlich wirken, die Kontraste und die schöne Linienführung tun ihr Übriges. Ein echter Hingucker, auch in den an Bakfietsen gewöhnten Niederlanden.

Ausfahrt in den Wald

Platz bietet das soci.bike für zwei Kinder auf der Bank, ein weiteres kann im Fußraum platznehmen - dann ist's aber auch voll. Wenn man noch Dinge wie Einkäufe oder in unserem Fall zum Beispiel Strandsachen mitnehmen will, sollte das dritte Kind entweder auf einem Kindersitz auf dem Gepäckträger sitzen, oder aber - wie in unserem Fall - selber fahren.

Allerdings hatten wir in diesem Urlaub ja eben auch noch ein viertes Kind dabei, Baby Nico. Das war auch der Grund, warum wir keine riesengroßen Radtouren unternommen haben. Eine Maxi Cosi Halterung wie den BabyMee könnte man sicherlich auch im soci.bike unterbringen, aber die hatten wir natürlich nicht mitgebracht.

Stets sehr lecker: Broodjes bei der Gasterij Kruisberg
Unsere weiteste Tour führte uns daher in einen idyllisch gelegenen Gasthof in den Dünen - etwa fünf Kilometer pro Weg. Dabei hatte ich meine drei jüngsten Söhne dabei, Levi und Milan auf der Bank und Nico im Tragetuch.



Bei der Tour fiel mir direkt wieder auf, wie stark der Bafang Motor schiebt. Stufe drei und wir flogen nur so über den Radweg. Bisweilen musste ich mich zügeln, denn ich fuhr einhändig, die andere Hand stützend an Nicos Kopf, und das ist bei einer Drehschemellenkung gar nicht so einfach. Stärkere Lenkungsdämpfer würden helfen - und schon wieder war uns soci.bike einen Schritt voraus: bereits bei der Übergabe hatte Bill mir angekündigt, dass künftige Modelle in dieser Hinsicht anders ausgestattet sein würden, als unser Rad.


Das soci.bike hat zwei Anschnallgurte mit sehr guten Verschlüssen. Zuhause benutzen wir die Gurte in unseren Lastenrädern kaum noch, zum einen, weil die Kinder alle groß genug sind, um auch so auf ihren Sitzen zu bleiben, zum anderen aber auch, weil die Gurte eben nicht so toll sind - das Urban Arrow zum Beispiel hat erst in spät in der dritten Generation überhaupt konkurrenzfähige Gurte bekommen. Ich sehe kein großes Risiko darin, Kinder im Lastenrad nicht anzuschnallen (genau so wenig wie darin, sie ohne Helm fahren zu lassen) - allerdings wurde die Gurtfaulheit mit Sicherheit auch aus den sich ständig verdrehenden Gurten unseres Urban Arrow geboren, und das muss ja nicht sein.

Gute Gurte machen das Anschnallen leicht

Mittlerweile gibt es für das soci.bike auch ein Regendach - das ich nur auf Fotos zu sehen bekam, das mich aber an das Dach des Butchers & Bicycles Mk-1 erinnert und einen guten Eindruck macht.

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Und dann ist durchaus noch erwähnenswert, wer hinter dem soci.bike steckt. Die Firma soci.com ist ein Dienstleistungsunternehmen: jemand hat einen technischen Auftrag, der seine Kapazitäten übersteigt? Er kann soci.com beauftragen, und die erledigen das für ihn. Aber: soci.com bemüht sich dabei, Menschen "mit Abstand zum Arbeitsmarkt", wie es im Niederländischen so schön formuliert wird, einzustellen. Du hast eine fünfzehnjährige Lücke im Lebenslauf? Oder eine Behinderung? Dann ist soci.com dein Arbeitgeber.

Natürlich kann ich nicht bewerten, wie konsequent das ganze umgesetzt wird. Aber es fühlt sich gut an. Das soci.bike entstand, nachdem man für einen Auftraggeber Bakfietsen montiert hatte und in der Firma dabei zahlreiche Ideen entstanden, wie man ein Bakfiets besser machen könnte.

Es werde Licht

Und zum Schluss fällt mir noch ein, dass ich noch auf die Beleuchtung eingehen muss. Statt einer Standard-Lampe aus dem Zubehör-Regal wurden in den Rahmen links und rechts zwei LED-Leuchten eingebaut. Das sieht gut aus und ist auch mehr als ausreichend für die Fahrt im Dunkeln. Geschaltet wird das Licht über die Konsole des Motors, und hier begeisterte mich schon wieder, wie im letzten Jahr, die Tatsache, dass die innere Uhr des Systems das Licht automatisch einschaltet, wenn man es Nachts aktiviert. Kleines Detail, feines Detail.

Wie schön, dass wir das soci.bike für unseren Camping-Urlaub bekommen konnten. Danke an Bill, der es gebracht und abgeholt hat. Ein schnuckeliges kleines Ding, rundum gelungen. Bei Fragen: fragen. Oder direkt hier gucken: www.soci.bike