Dienstag, 26. Februar 2013

Säugling und Kleinkind im Urban Arrow - die zweite

Zwei Wochen nach Anschaffung meines Urban Arrow schrieb ich über meine Bemühungen, eine Halterung für den Maxi Cosi in der Transportbox zu installieren. Schließlich war mein kleiner Sohn da gerade erst sieben Monate alt und konnte noch nicht so ohne weiteres auf der Sitzbank platz nehmen. Und das Gazelle Cabby, der Vorgänger in meiner Lastenrad-Historie, wusste mit einem gefederten Maxi Cosi Halter aufzuwarten, die Latte hing also hoch.

Aus den Suchbegriffen und Zugriffsstatistiken geht ziemlich klar hervor, dass diese Frage nach wie vor von großem Interesse ist. Und siehe da: wer heute seinen Säugling komfortabel mitnehmen will, muss nicht mehr selbst basteln, wenn er nicht will.

Bounce, Bounce!

Ab sofort gibt es auch für das Urban Arrow eine gefederte Maxi-Cosi Halterung, bei der - im Gegensatz zu der bisher bereits erhältlichen Lösung über einen BabyMee - das Kind auch gegen die Fahrtrichtung mitfahren kann.


Aufgebaut ist die Halterung ganz einfach: zwei Streben werden in der Box montiert, unten am Rahmen genau an den Gewinden, an die sonst die zweite Sitzbank montiert würde. Am oberen Rahmen sind die Streben ebenfalls verschraubt - hier allerdings müssen wohl die meisten, die bereits ein Urban Arrow fahren, nachrüsten: bisher wurden die Räder ohne vorgebohrte Gewinde an dieser Stelle ausgeliefert - zumindest die beiden Räder, die letzte Woche bei Fahrrad Look in Münster ankamen, haben dieses Feature auch noch nicht. Allerdings sollte ein geschickter Handwerker mit einem Metallbohrer vermutlich Abhilfe schaffen können.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Heavy Duty

Am fünften November des Vergangenen Jahres führte mich die Suche nach einem Lastendreirad in den Burgers Zoo nach Arnheim. Dort gab es ein Heavy Duty von De Redding zu bestaunen, das der Zoo gerade testete.

Räder von De Redding sind groß, sehr groß. Das Kindertransportrad, das speziell für Kindergärten angepriesen wird, bietet Platz für bis zu acht Jungs und Mädchen im Vorschulalter. Das Heavy Duty, welches ich mir angeschaut habe, ist ganz ähnlich, jedoch zunächst für den Gütertransport konzipiert, mit einer auf Maß geschneiderten Transportbox, Wanne, oder was auch immer man sich wünscht - denn das ist ein Vorteil in diesem Hause: die Räder können komplett nach Kundenwunsch angepasst werden.

Jan lenkt das De Redding Heavy Duty durch den Burgers Zoo in Arnheim
(mit Knieverletzung vom Sturz mit dem Urban Arrow)
Gerne würde ich an dieser Stelle eine Draufsicht des Rades zeigen, aber ich erwähnte es schon in einem Tweet: ich habe meine Fotos verschlampt. So greife ich auf eins zurück, dass mir der Hersteller damals im Vorfeld unseres Treffens geschickt hatte:

Wie ihr schon seht, war bei meinem Testmodell die Transportbox grün und mit einer großen Klappe verschlossen.

Die Lenkung ist als Achsschenkellenkung ausgeführt, das heißt, beide Räder bewegen sich, wie beim Auto, und nicht die ganze Kiste. Von der Idee her gefällt mir das grundsätzlich besser, da das Rad so noch stabiler auf der Straße liegt.

Was nämlich oft nicht bedacht wird: mit einer Drehschenkellenkung, wie bei sehr vielen Lastendreirädern zu finden, kann man das Rad sehr viel schneller zum Kippen bringen, als die drei Räder vermuten ließen.

Die Transportbox ist riesig. Mühelos bekäme man drei Sitzbänke hintereinander hinein, das rote Rad im kleinen Bild transportiert zum Beispiel zwei Haushaltsmülltonnen.

Und trotzdem ist das Fahrgefühl das eines Fahrrads, mit einer Einschränkung. Der Wendekreis ist gigantisch. Auf einer normalen Straße kann man das Rad nur in drei Zügen wenden.

Wenden mit dem Heavy Duty

Bei einer breiten Einmündung eines Weges im Zoo mit "Verkehrsinsel" in der Mitte gelingt mir die Wende in einem Zug - aber knapp. Das knabbert ein wenig am Alltagswert dieses Rades, aber wenn man überlegt, dass man aufgrund der schieren Größe auch auf Drängelsperren und schmale Durchfahrten aller Art verzichten muss, sollte man das dem Rad nicht zu negativ auslegen - es ist nunmal ein echter Packesel.

Zumal der Chef des Hauses zu Recht einwandte, er könne den Wendekreis des Rades jederzeit dem Wunsch des Kunden anpassen - dann freilich auf Kosten der Breite der Box oder des Rades.

Mein Testrad war sogar mit einem Elektromotor ausgerüstet, den ich aber über die weitesten Strecken ausgeschaltet ließ, um meinem Eindruck nicht zu verfälschen. Die Umsetzung war aber ganz interessant: während die Kette, über die ich trat, auf der rechten Seite des Rahmens verlief, verrichtete der Motor im Bereich der Lenksäule am Rahmen sein Werk und übertrug seine Leistung durch eine zweite Kette auf der linken Seite. Das kommt der von mir favorisierten Lösung eines Tretlagermotors am nächsten, denn mit einem Motor im Hinterrad hätte man zwangsläufig eine von mir wenig geschätzte Kettenschaltung.

Die Bedienung des Motors war allerdings höchst seltsam: ein einziger Knopf mit integrierter LED, den man verschieden oft drücken musste, um dann durch verschieden häufiges Blinken der LED zu erraten, in welchem Modus man denn wohl führe. Das geht deutlich komfortabler :D

De Redding Lastenräder sind handgemacht, und soweit ich das beurteilen kann, ist die Verarbeitung makellos und sehr solide. Wer also auf dem Weg zur (Riesen-) Großfamilie ist oder vielleicht Landschaftsgärtner ist, mit dem Fahrrad seinen Umzug machen will oder eine Schwergutspedition hat - der könnte mal einen Blick auf diese Bakfietsen werfen.

Vollgas! Das Heavy Duty hat keine Schutzbleche, sondern Radkästen :D

Freitag, 15. Februar 2013

Beiwagen

Obwohl man es eher selten sieht, kennt ihn doch irgendwie jeder: den Beiwagen am Motorrad. Warum also nicht auch einen Beiwagen am Fahrrad? Die Firma Twinny Load - bisher bekannt für Fahrradträgersysteme - hat sich dieses Gedankens angenommen und hatte auf der FietsVak einen Prototypen dabei.

Beiwagen für ein Kind
Zunächst fiel mir etwas bei Material und Farbgebung auf: sehr große Ähnlichkeit zum Croozer Kid for 2 Anhänger. Die Stoffe, die Farben, die Laufräder sind identisch. Offiziell haben beide Gefährte freilich nichts miteinander zu tun.

kein Bodenkontakt
Aufgebaut ist der Einsitzer zunächst sehr clever: beide Räder können in zwei Positionen angesteckt werden, bei der Verwendung als Beiwagen wird das zum Fahrrad liegende Rad in die obere Verankerung gesteckt und hat so keinen Bodenkontakt.

Der Wagen lässt sich aber auch als klassischer Anhänger ziehen oder mit einem kleinen Vorderrad versehen als Kinderwagen schieben.

Dann kommt allerdings auch schon der ertste Haken: als Beiwagen verbindet sich das Gespann über eine Stange, die von der Front des Beiwagens in einem "U" unter das Tretlager des Fahrrads geführt wird und dort angeschraubt wird, vermutlich an die Schraube, die im Normalfall den Fahrradständer hält.

Auf dem Foto oben kann man ganz gut erkennen, wozu das führt: wenn man große Füße hat, läuft man schnell Gefahr, beim Treten das Gestänge zu treffen. Obwohl wir hier nur einen Prototypen sehen, liegt das Problem hier im System: weiter von den Pedalen kann sich das Gestänge ob des Vorderrads bei dieser Anordnung kaum entfernen.

[Nachtrag] Wie Uwe auf Facebook richtig bemerkte, wäre eine starre Verbindung zwischen Rad und Beiwagen sehr unpraktisch, da sich dann das Fahrrad dann nicht in die Kurve neigen könnte. Daran hat man aber offenbar gedacht, wie man auf dem Bild der Kupplung sieht.

Es könnte allerdings sein, dass man sich mit diesem Problem gar nicht weiter beschäftigen muss, denn so witzig die Idee eines Beiwagens für das Fahrrad erscheinen mag, so unpraktisch ist sie im Alltag, was nach ein paar Metern Fahrt sehr schnell deutlich wurde. Ich hätte ob der ungewohnten Breite schon nach wenigen Metern beinahe ein rotes Hollandrad am Nachbarstand umgenietet, und nun stelle man sich das erstmal auf einem der vielen schmalen Radwege, oder noch schlimmer, im Straßenverkehr vor.


Mich würde es daher nicht wundern, wenn es bei einem Prototypen bleibt. Witzig war es allemal. Eindrücke von meiner kleinen Rundfahrt (Fahrradfahren auf Teppich - ein Traum) gibt es hier:

Mittwoch, 6. Februar 2013

Dolly ist ein Klon-Schaf

Vom Stand von Beixo konnte ich sie schon sehen: drei Lastenräder nebeneinander auf einem winzigen, sonst sehr schmucklosen Stand einige Meter weiter. Auffällig die Kisten aus doppelwandigem Plastik in den Farben Weiß, Beige und Pink.

Drei Mal das Dolly 
Bei meiner Lektüre des Kataloges erfahre ich wenig später, dass die Farben natürlich "Elfenbein" und "Fuchsia" heißen. Aber immerhin: bei weiß lag ich richtig.

Abgesehen von dem frischen Farbtupfer macht die Box zunächst einen sehr billigen Eindruck. Aber wer weiß: auch bei meinem Urban Arrow bestanden bei nahezu allen Betrachtern die größten Zweifel am Material der Box - bei meinen beiden (auch trotz dieser Erkenntnis ärgerlichen) Stürzen erwies sich die Box allerdings als sehr widerstandsfähig.

Blick in die Box
Auch der Blick in die Box offenbart ein sehr rudimentär ausgestattetes Ambiente. Ein bisschen fühle mich mich an Sandkasten-Rutschen erinnert, oder Gartenstühle, die aus alten Joghurtbechern gefertigt werden.

Der Kunde kann beim Dolly II - die Nummer führt es nach der Anzahl der Räder, daher gleich auch mehr zum Dolly III - aus sechs Rahmenfarben sowie zehn Farben für die Box frei kombinieren. Dabei ist das hier gezeigte "Fuchsia" definitiv die extremste Farbe, ansonsten sind eher defensive Pastelltöne im Angebot.

Für das Rad mit 5-Gang-Nabenschaltung Shimano Nexus wird ein Preis von 1.649,- Euro empfohlen, für drei Gänge mehr zahlt man 33,33 Euro pro Gang und einen Bonus-Cent - also 1.749,- Euro.

Da man sich zunächst nur auf den niederländischen Markt konzentrieren will, wird das Rad allerdings nur mit Batteriebeleuchtung angeboten - außerdem gibt es noch das beinahe schon übliche Zubehör: zweite Sitzbank, Regenhaube und Regenzelt.

Im Gesamtpaket erschien mir das alles schon wieder sehr teuer, gerade auch wenn man einen Blick auf die Konkurrenz mit Holzkisten wirft. Doch auch hier half die Broschüre weiter: die Räder, auch die Rahmen, sollen komplett in Holland gefertigt und montiert werden. Das ist ein Qualitätsversprechen, das diese Preise schon wieder in ein anderes Licht rückt.

Das dreirädrige Pendant und folgerichtig "Dolly III" getaufte Lastendreirad ist derzeit noch nicht komplett fertig und war daher auf der FietsVak nicht zu sehen. Auf der Website gibt es aber schon ein Rendering:

Dolly III, (c) www.dolly-bikes.com



Für mich, der ich latent auf der Suche nach einem Dreirad für die "rutschigen" Monate des Jahres bin, könnte das Dolly III eine echte Alternative sein - wenn auch nicht unbedingt in der hier gezeigten Farbkombination. Rahmen und Form der Box sind durchaus gefällig, das Platzangebot könnte vielversprechend sein - warten wir's ab.

Die Sonne scheint auf die Dollys.
Damit habe ich - endlich - meinen ersten Bericht von der FietsVak online. Noch abzuhandelnde Themen wären die Neuigkeiten von Urban Arrow, die NuVinci Harmony, das riese + müller load, ein Fahrrad mit Beiwagen, oder auch eine Modefirma, die "per Zufall auch Fahrräder macht". Ich hoffe, ich komme schon bald dazu!