Sonntag, 29. September 2019

Und plötzlich kam ein Triobike

Als meine Freundin mit unserem ersten Kind schwanger war, kaufte ich unser erstes Lastenrad - ein Gazelle Cabby. Beim zweiten Kind ersetzte ich es durch ein Urban Arrow mit Motor. Über die Jahre machte mich das Lastenrad-Fahren zu einem viel bewussteren Radfahrer, als ich es vorher war.

In der vierten Schwangerschaft teilten meine Frau (zwischenzeitlich geheiratet, gemerkt?) die Lastenräder auf: sie bekam vorrecht auf das motorisierte Rad, ich fuhr fortan nur noch Bellabike. Das Kind kam auf die Welt und es blieb im wesentlichen bei dieser Aufteilung.

Ich kaufte mir kurz vor der Geburt ein Rennrad - ein Surly Straggler mit Stahlrahmen. Bei mir trägt es den Namen “Trogdor the Burninator” (It burns calories, not peasants).

Und letzte Woche war es dann soweit: ich ersetzte das Urban Arrow wieder durch ein unmotorisiertes Lastenrad.

Durch Münster bei Wind und Wetter



Wie es der Zufall wollte, wurde es ein Triobike Cargo. Ich kannte das Rad schon etwas länger, hatte auf dem Extra Energy Lastenrad-Test im April 2016 die Möglichkeit gehabt, viele Kilometer auf diesem Modell durch die thüringischen Hügel zu fahren. Obwohl das Rad mit einem seltsame Geräusche machenden BionX Hinterradnabenmotor und einem mit zu kleinen Lenker mit zu vielen Bedienelementen ungünstig vorbelastet war, gefiel es mir schon damals sehr gut.

Entscheidend war der Zeitpunkt. Um ein neues Lastenrad kaufen zu können, musste ich das Urban Arrow verkaufen. Denn obwohl ich bisweilen heftigst mit dem Zaunpfahl winke, hat mir bis heute noch nie jemand ein Lastenrad geschenkt. Ein Skandal!

Und plötzlich hatte ich einen Käufer. Meine Frau und ich putzten das Urban Arrow und befreiten es von all den Stickern, die sich über die Jahre angesammelt hatten. Ein strahlend weißes Lastenrad stand vor unserer Haustür. Beinahe bereuten wir die Verkaufsabsicht…

Ungewöhnlich sauberes Urban Arrow


Doch am Mittwoch vor der Eurobike fuhr das Urban Arrow ein letztes Mal aus der autofreien Siedlung, und ich am Tag darauf mit dem Eurocity nach Friedrichshafen.

Dort ergaben sich viele Möglichkeiten für einen unmotorisierten Ersatz. An erster Stelle ein Cargo Bike Monkey Radlader. So ein Rad möchte ich haben, seit mein Freund Rainer sie verkauf. Aber ach: er hat zu wenig Rahmen, um die Nachfrage bedienen zu können. Einerseits gut, andererseits doof. Und für mich hätte dies bedeutet: Lieferdatum ungewiss.

Shame on me: ein Monkey ist es nicht geworden. Ich bin nicht gut im abwarten ...


Bei Chike erfuhr ich, dass man das unmotorisierte Modell aus dem Programm nimmt, da sich 95% der Kunden eh vom Shimano STEPS Motor überzeugen lassen. Manuel schätzte 11 verbleibende Rahmen mit normalem Tretlager. Unmittelbar verfügbar. Aber eigentlich wollte ich doch mit dem Lastenrad nach Enschede Einkaufen fahren. Und so schön das Chike ist - dafür wäre ein klassischer Long John doch irgendwie besser? Außerdem konnten meine Frau und ich uns nicht wirklich einigen: Cargo oder Kinder Version?

Doch dann erinnerte ich mich an das Triobike. Die hatten zuletzt ja sogar eine verlängerte Variante ihres Long Johns herausgebracht, aber als das Crowdfunding lief, war ich nicht solvent, und mittlerweile gibt es die lange Version nur noch mit Motor. Buh, Triobike, buh!

Also das “normale” Cargo? Ich erfuhr, dass eine Fahrrad-Großhandelskette Triobike aus dem Sortiment nehmen wolle und sah online nach: angeblich sei noch genau ein (1) Triobike Cargo vorhanden, in einem Geschäft bei Darmstadt.

#autofrei auf dem Hansaring beim Parking Day


Ich rief dort an. Ich hätte erfahren, dass man Triobike aus dem Sortiment nehmen wolle. Wusste man nichts von. Und dass sie ein Rad im Laden hätten. Könne schon sein, man müsse nachsehen.

Zwei Stunden später rief man mich zurück: das Rad war tatsächlich da, allerdings nicht im Verkaufsraum. In der Werkstatt war es gefunden worden, es war gerade mit dem Kindersitz ausgestattet worden. Ich kann nur mutmaßen, dass das Rad “nackt” keinen Anklang gefunden hatte.

Ich fragte, ob man mir nicht ein Angebot für dieses letzte seiner Art machen könnte, und nach wiederum einigen Stunden bekam ich die Möglichkeit, das Rad entweder ohne Zubehör um 100,- Euro reduziert, oder aber zum Listenpreis, dafür aber mit allem Zubehör (Deck, Seitenpanels, Kindersitz) geschenkt kaufen könne. Da musste ich nicht lange überlegen.

Und als das Rad schließlich in Münster ankam, lag auch noch das Verdeck in der Kiste - darüber hatten wir zu keinem Zeitpunkt gesprochen.

Kleinere Änderungen beim Corporate Design zwischen 2016 und 2019


Ein bisschen nörgeln muss ich über den Zustand des Rades bei Ankunft. In der Lenkung war Spiel, die Schaltung schlecht eingestellt, am Bremshebel der vorderen Scheibenbremse hatte jemand eine Schraube ruiniert, und aus der hinteren Scheibenbremse vielen nach einigen Kilometern plötzlich die Bremsbeläge raus. Wenn man doch eine Fahrradwerkstatt mit Meisterbrief hat - wie schafft man das dann?

Klar, ich hätte das Rad wieder dorthin bringen und darauf bestehen können, alles noch zu beheben. Aber ich habe es lieber zu Rainer gebracht, denn bei Traix kennen sie sich mit Lastenrädern aus. Dort konnte ich dann auch noch meine Inner Bar Ends montieren und die mitgelieferten Gummihandgriffe durch ein paar Bullitt-Griffe ersetzen. Bullitt Griff am Triobike, das ist ganz nach meinem Geschmack.

Auf viele weitere Kilometer!


Und nun rolle ich damit seit anderthalb Wochen durch die Stadt, bin längst jenseits der 200 Kilometer, mag das Rad sehr gerne und freue mich auf mein erstes Lastenradrennen auf eigenem Rad. Und endlich mit dem Fahrrad in Enschede Vanille Vla und Muhammara einkaufen fahren, jeweils 100 Packungen.

Und spätestens bei 1.000 Kilometern melde ich mich wieder.