Donnerstag, 23. April 2015

Bakfietstreffen 2015 Teil II: Das ganz große Rad

Nach einer kurzen Konversation auf Twitter sah es danach aus, als müsse ein Zusatztermin in Varssefeld herhalten, um dieses Fahrrad endlich einmal kennen lernen zu können, doch dann kam alles anders und van Raam zum Bakfietstreffen nach Nijmegen - mit dem GoCab im Gepäck.

Wenn man keine acht Kinder hat, gehen auch lebensgroße Puppen: das GoCab von van Raam


Zu Beginn des letzten Jahres hatte ich in einer Fragestunde mal Transporträder behandelt, die mehr Kinder als üblich zu befördern wissen. Am Ende der Liste stand auch das GoCab, doch nicht nur wegen des vergleichsweise hohen Preises nahm es dort eine Sonderstellung ein. Auch von der Konstruktion ist es einzigartig, und so war es mir eine große Freude, endlich einmal ein paar Runden mit dem großen Dreirad zu drehen.

Erste Frage: kippt es vorn hoch, wenn keine Fahrgäste an Bord sind und sich ein Mann meines Kalibers in den Sattel schwingt? Nein, tut es nicht - das Gewicht des Rades reicht aus, zusätzlich wurden die großen Akkus ganz vorne platziert.

Foto www.vanraam.nl

Wenn man nun nicht auf einem Cargo Bike Festival ist, wäre es an der Zeit, dass die Fahrgäste zusteigen. Das funktioniert von hinten am Fahrer vorbei. Wenn dieser es besonders gut mit seinen Schützlingen meint, kann er sogar den Lenker seitwärts stellen, wozu nur ein kleiner Schnellspanner gelöst werden muss.

Einstieg hinten. Foto www.vanraam.nl
Zum Fahren stehen drei Unterstützungsstufen bereit. Am besten wählt man direkt die dritte, denn schon leer zeigt sich das GoCab behäbig und die Motorkraft kommt wie gerufen.

Auf Stufe drei jedoch beschleunigt man leicht auf 20 Stundenkilometer.

Gelenkt wird über das Vorderrad, und hier zeigt sich das GoCab außerordentlich wendig. Mit Leichtigkeit lassen sich ein paar Schlaglöcher auf dem Testparcours umkurven, und auch die Fahrt zurück zwischen den Ständen hindurch zum Parkplatz ist kein Problem.

Zeit für eine weitere Besonderheit: den Rückwärtsgang. Hier hat van Raam eine clevere Lösung gefunden. Das GoCab ist ein klassisches Pedelec, die Kraft des Fahrers läuft auf eine Achse, die durch einen Motor unterstützt wird, und von dieser Achse laufen wiederum zwei Ketten zurück auf die beiden hinteren Räder.

Als Gangschaltung ist eine Nabenschaltung verbaut, wie sie bei Fahrrädern üblich ist - diese gibt es allerdings üblicherweise nicht mit Rückwärtsgang.

Die Lösung: wenn man rückwärts im Freilauf tritt, bemerkt dies ein Sensor und der Motor beginnt, das Rad langsam rückwärts fahren zu lassen. So parke ich sauber wieder am Stand von van Raam ein.

Da hat allerdings jemand vergessen, die lebensgroßen Puppen auch anzuschnallen.

Mein Fazit: das GoCab kann ich jeder Kita oder Tagesmutter oder Einrichtung, die viele Kinder bequem, innovativ und umweltfreundlich von A nach B bringen möchte, wirklich ans Herz legen. Es fährt sich wunderbar, das Konzept ist gut durchdacht. Und auch der Preis, der aktuell bei 7.500,- Euro zzgl. Steuern beginnt, lässt sich relativieren, wenn man bedenkt, dass auch der Schiebewagen einer Tagesmutter mit sechs Sitzen mühelos mit mehr als 3.000,- Euro zu Buche schlägt.

Abschließend ergab sich dann noch ein netter Kontakt. Der junge Herr, der oben das GoCab lenkt, entwickelt für van Raam ein neues Transportrad speziell für den deutschen Markt. Ich freue mich daher sehr, dass wir bald eine Umfrage hier ins Bakfietsblog bekommen - mit etwas Glück baut van Raam dann genau "unser" Traumrad. Ich halte euch auf dem Laufenden.