Kurze Pause neben der Teststrecke |
Diese Expertise zur Produktpräsentation erstreckt sich allerdings nicht über alle Abteilungen: ich darf das Rad zwar eine Runde über den Testparcours fahren, aber als ich frage, ob wir das Gefährt auch mal in zwei Teile zerlegen könnten, wiegelt der Herr ab: "Ach nö, das ist zum Kotzen!"
Vier Schnellspanner lösen und ab dafür - eigentlich... |
Sehr bedauerlich, denn das, was vorzuführen man mir just verweigerte, macht das Cargo recht exklusiv, der USP, wie man unter Werbern zu sagen pflegt. Vier Schnellspanner gilt es zu lösen, danach kann man den hinteren Rahmen liegen lassen und die Box wie einen Einkaufswagen schieben. Besser noch: da die Lenkung am vorderen Teil verbleibt, kann man den Wagen sogar steuern.
Aber da noch viele andere Besucher Probefahrten verlangen, bleibt zunächst alles im Ganzen. Stattdessen kurz das Faktenblatt: im Alurahmen steckt der Bosch Performance Line Tretlagermotor, der vorerst mit einem Akku auskommen muss, sobald Bosch die Funktion frei gibt allerdings mit zwei Akkus zum Reichweitenwunder werden soll. Warum Bosch in einer aufwendigen Pressekonferenz die Funktion, einen zweiten Akku anschließen zu können, für 2017 ankündigt, bleibt eine andere Frage... Muss wirklich sehr, sehr schwer sein, so einen zweiten Akku anschließen.
Geschaltet wird nicht, es kommt die stufenlose NuVinci mit der Harmony Erweiterung zum Einsatz, die mittlerweile keine eigene Steuereinheit mehr mit sich bringt, sondern über das Bosch Intuvia Display integriert mitgesteuert wird. Was soll ich sagen: ich mag die NuVinci, die Harmony ist wunderbar. Einfach Trittfrequenz vorwählen und fahren, das Leben kann so schön sein.
Ein Einkaufswagen! |
Schließlich fand ich doch noch einen Mitarbeiter, der bereit war, mir das Rad zu zerlegen (und der den Bakfietsblog kannte, oha!). Und es ging tatsächlich ganz einfach: zunächst die Schnellspanner öffnen, die kleinen Räder herunter klappen und einrasten lassen und danach mit dem Fuß den hinteren Rahmen nach oben ziehen - voilá! (Hüstel: vorher sollte man noch die Hydraulik-Kupplung der vorderen Bremse und die Steckverbindung zum Intuvia-Display gelöst haben.)
Fertig ist ein Einkaufswagen, der sich sehr wendig fahren lässt. Die beiden kleinen Räder lassen sich dabei entweder feststellen oder frei drehen - mit der fast um 90 Grad einschlagbaren Lenkung kann man so auch seitwärts fahren.
Das Szenario ist klar: der Lieferant fährt seine Güter zum Bestimmungsort, koppelt ab und fährt die letzten Meter ins Gebäude hinein, vielleicht gar noch mit dem Fahrstuhl hoch, mit dem Schiebewagen.
Man kann sagen, was man will: das ist clever. Und je nach Ladung bestimmt auch mal richtig, richtig praktisch. Und wenn man ein bisschen geübt hat bestimmt auch nicht "zum Kotzen".
Traurig lehnt der hintere Rahmenteil des Hercules Cargo an der Säule. |
Kurz noch zum ebenfalls mit viel Tamtam angekündigten Transportdreirad: es war am Stand, durfte aber noch nicht gefahren werden. Hercules hatte im Vorfeld Bilder gezeigt, die nicht viel verrieten, und dabei von einer "innovativen Lenkung" gesprochen. Das hatte mich als besonderen Fan von Lenkungen bei Dreirädern natürlich neugierig gemacht, aber ach: es ist bloß eine Drehschemellenkung mit Stoßdämpfern, bei der sich der hintere Rahmenteil leicht nach rechts oder links neigt, wie auch beim Christiania, Babboe, ... Vielleicht kann ich es ja irgendwann doch mal fahren.